Die Felser Textilunternehmen

Spinnerei Nicolas Ludovicy-Scharlé (Industrieller, Abgeordnete und Bürgermeister in der Fels (1918-1921)
Schließung vor: 1902
Art der Produktion: Spinnen und Färben von Strickwolle
Kurze Firmenbiografie
Die Spinnerei hat Strickwolle hergestellt. Im Jahre 1876 erweiterte Nicolas Ludovicy II, später Bürgermeister von Fels, die Firma um eine Wollwäscherei und Färberei. Im Jahr 1889 beschäftigte das Unternehmen acht Arbeiter. Die Firma wird 1914 aufgelöst und das Gebäude in eine mechanische Fabrik für Bürsten, Besen und Bürstenholz umgewandelt. (383)
Adresse: Osterbour in Fels, Medernacher Strasse

Spinnerei Sinner - Even
Schließung: 1874 +/-
Art der Produktion: Wollwaren
Kurze Firmenbiografie
Der Industrielle Jean Sinner hat um 1820 die Weidermühlen gekauft. Im Jahr 1856 baute er eine Spinnerei und Tuchfabrik, neben die Mühle. Bereits 1875 ging die Fabrik Sinner-Even jedoch in Konkurs und wurde versteigert. Neuer Eigentümer der Gebäude wurde die Familie Ginter, die hier ihre Kleiderfabrik einrichtete. (312)
Adresse: Rue de Medernach, Larochette

Manufacture de vêtements Edgard Delmarque
Schließung: 1933 +/-
Art der Produktion: Manufaktur für Baumwollstoffe und allgemeine Herstellung von Arbeitskleidung
Erfolgsprodukt: Arbeitskleidung
Kurze Firmenbiografie
Um 1920 erwarb Edgard Delmarque die Bürsten- und Besenfabrik Büchler-Reuland und richtete in ihren Produktionsräumen eine Baumwollweberei und Konfektionsfabrik ein. Die Fabrik verfügte über 16 Nähmaschinen und eine Zuschneidemaschine. Um 1929 kaufte Delmarque die leerstehenden Gebäude der Drahtzieherei Tréfila dazu (rue Scheerbach – danach war es Vestimenta SA) und wandelte sie in eine Fabrik für Berufsbekleidung um. (376)
Adresse: Millenstraße hinter einer Häuserzeile von der Bleech. Die Gebäude stehen nicht mehr.

Draperies de Larochette
Schließung: 1967
Art der Produktion: Herstellung von Stoffen und Arbeitskleidung
Erfolgsprodukt: Herstellung von Uniformstoffen für die staatlichen Behörden
Kurze Firmenbiografie
Jean-Pierre Ginter kaufte den Herren Jean und Charles Knaff die Fabrik (Manufacture Royale Grand-Ducale de Draps & Nouveautés, gegründet 1856) ab und gründete im gleichen Jahr 1906 die Duchfabrik „Draperies de Larochette s.à.r.l.“. Während der beiden Weltkriege war sie Teil der deutschen Kriegswirtschaft. Ihre Blütezeit erlebte das Unternehmen in den Nachkriegsjahren mit der Herstellung von Uniformstoffen für die staatlichen Behörden wie Armee, Post und Eisenbahn. Die Abschaffung des Militärdienstes 1967 und die Öffnung Luxemburgs für ausländische Konkurrenz führten zum Niedergang der Fabrik, die 1970 endgültig geschlossen wurde. Heute befinden sich in den Gebäuden Wohnungen. Ein weiteres Zeugnis der industriellen Vergangenheit des Standorts ist der alte Kanal und der Kamin.
Adresse: Rue Scheerbach, Larochette

Teinturerie Bonne-Sichel
Schließung: 1914 (in Fels)
Art der Produktion: Spinnerei und Blaufärberei
Erfolgsprodukt: blaue Leinen- und Baumwolltücher, Luxusleinen
Kurze Firmenbiografie
Leib Isaac Bonne gründete um 1848 die wichtigste Färberei im Großherzogtum. 1864 expandierte die Firma und begann neben dem Markt des Deutschen Zollvereins nun auch den belgischen Markt zu bedienen. Ihre Blütezeit hatten die beiden luxemburgischen Niederlassungen (in Fels und in Muhlbach, Stadt Luxemburg) zwischen 1865 und 1875. Damals beschäftigte jede Niederlassung im Mittel zwischen 25 und 30 Arbeiter. 1889 wurde die Firma aufgekauft, konnte ihre Produktion in Larochette jedoch bis 1914 fortsetzen. Die Gebäude stehen nicht mehr. (486)
Adresse: Rue Scheerbach, Larochette

Vestimenta S.A.
Schließung: 1984
Art der Produktion: Hosen und Arbeitskleidung
Erfolgsprodukt: Vestimenta Hose
Kurze Firmenbiografie
Im Jahr 1935 übernahmen Hermann Margulius und Eric Lewandowski die ehemalige Arbeitskleidungsfabrik Edgard-Delmarque und gründeten die Vestimenta S.A. 1940 wurden die beiden jüdischen Geschäftsleute aus Luxemburg vertrieben, ihre Fabrik wurde beschlagnahmt.
Nach Kriegsende bauten Margulius und Lewandowski die Fabrik wieder auf. Wegen der großen Nachfrage nach Hosen erweiterten sie 1952 die Fabrik und kauften neue Maschinen. Bis 1962 boomte die Fabrik, mit 120 Beschäftigten die größte Kleiderfabrik in Fels. Danach machten ihr der Druck von Billigpreisen und durch internationale Großkonzerne zu schaffen. 1984 wurde die Firma aufgelöst. (638
Adresse: 7 rue Scheerbach, Larochette

Manufacture de vêtements J.-P. Ginter-Ginter
Schließung: 1985
Art der Produktion: Kleidermanufaktur
Erfolgsprodukt: Hosen und Arbeitskleidung, Jeanshosen
Kurze Firmenbiografie
1874 kaufte J.-P. Ginter die Spinnerei Sinner-Even (Stee) und wandelte sie in eine Fabrik für Arbeitskleidung um.
Bereits 1889 arbeiteten hier rund hundert Arbeiter. Bis in die 1950er-Jahre profitierte die Fabrik von den Aufträgen der Stahlindustrie (ARBED) und des öffentlichen Dienstes, bis sie aufgrund der Öffnung des luxemburgischen und später des europäischen Marktes 1985 ihre Aktivitäten einstellen musste.
Die Gemeinde Fels kaufte die Gebäude. Den historischen Teil der Fabrik ließ sie restaurieren und verwandelte ihn in ein Kulturzentrum („An der Kleederfabrek“), das am 7. Mai 1988 eröffnet wurde. Dort werden bis heute Theateraufführungen, Versammlungen, Konzerte und öffentliche Bälle organisiert.
Adresse: 19 rue de Medernach, Larochette